Wenn über heiße Bäder in Asien gesprochen wird, sagen viele automatisch „Onsen“ – das ist aber eigentlich das japanische Wort. In Korea sind im Winter ganz andere Dinge die heimlichen Stars:
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Jjimjilbangs (찜질방) – koreanische Badehäuser & Saunakomplexe
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Ondol-Fußbodenheizung
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heiße Suppen, Eintöpfe und Street Food
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kleine Alltags-Tricks wie Wärmepads und Layering
Wenn du eine Winterreise nach Korea planst, hilft dir ein gutes Verständnis von Jjimjilbang-Kultur und davon, wie sich Koreaner warm halten, enorm – du wirst es viel gemütlicher (und spannender) erleben.
In diesem Guide zeige ich dir:
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Was ein Jjimjilbang ist (und wie er sich von Onsen unterscheidet)
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Was drinnen wirklich passiert: Bäder, Saunen, Schlafräume
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Wie Koreaner mit Ondol zu Hause heizen
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Winteressen und Gewohnheiten, mit denen Einheimische die Kälte überstehen
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Praktische Tipps für deinen ersten Jjimjilbang-Besuch als Tourist:in
1. Jjimjilbang vs. Onsen: gleiche Idee, andere Kultur
Zuerst mal Klarheit bei den Begriffen:
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Onsen = japanisches Thermalbad mit natürlichem, mineralhaltigem Wasser.
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Jjimjilbang = koreanisches öffentliches Badehaus mit Saunakultur, meist mit:
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nach Geschlechtern getrennten Nackt-Badebereichen
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gemischten „Jjimjil“-Zonen mit heißen Räumen, Salzräumen, Eisräumen
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Bereichen zum Schlafen, Snacken und Chillen
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Beides dreht sich um heißes Wasser und Entspannung, aber Jjimjilbangs fühlen sich eher wie ein 24/7-Wellness-Spielplatz an: Baden, schwitzen, essen, schlafen, fernsehen – du kannst den ganzen Tag (und oft die ganze Nacht) dort verbringen.
Für Koreaner ist ein Jjimjilbang, besonders im Winter, eine Mischung aus:
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aufwärmen
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mit Familie oder Freunden Zeit verbringen
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Körper & Kopf nach einer kalten oder stressigen Woche „resetten“
2. Wie sieht es in einem Jjimjilbang von innen aus?
Jeder Jjimjilbang ist ein bisschen anders, aber die Grundstruktur ist sehr ähnlich.
2.1 Eingang & Umkleide
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Du bezahlst an der Rezeption und bekommst:
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einen Schließfachschlüssel (meist als Armband)
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ein Set Jjimjilbang-Klamotten (T-Shirt + Shorts)
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Schuhe kommen in ein Schuhschließfach; dann gehst du in die nach Geschlechtern getrennte Umkleide.
Ab hier teilt sich der Bereich:
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Badebereich (nackt, nach Geschlechtern getrennt) – wie ein großes Spa
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Jjimjilbereich (gemischt, mit Kleidung) – Saunaräume, Ruhezonen, Snackbars
2.2 Badebereich (heiße Becken & Duschen)
Im Badebereich findest du typischerweise:
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Reihen mit Duschen (du musst dich gründlich waschen, bevor du ins Wasser gehst)
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mehrere Becken mit unterschiedlichen Temperaturen
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oft auch Kaltbecken, Sprudelbecken oder Kräuterbäder
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manchmal Außenbecken oder Whirlpools
Hier merkst du, wie dein Körper von innen warm wird – perfekt nach Stunden in der Winterkälte.
2.3 Jjimjilbereich (heiße Räume & Ruhebereiche)
Nach dem Baden ziehst du die Jjimjilbang-Sachen an und gehst in den gemischten Bereich. Dort siehst du meist:
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verschiedene Themen-Heißräume, z. B.:
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Lehmraum
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Kohleraum
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Salzraum
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Jade- oder Steinraum
alle mit leicht unterschiedlichen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit
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einen Kühl- oder Eisraum, um zwischendurch runterzukommen
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große offene Flächen mit Matten, Decken und warmem Fußboden
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TV-Bereiche, manchmal Spielräume oder kleine Bibliotheken
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Snackbars und Mini-Shops wie ein kleiner Convenience Store
Die Leute liegen auf dem Boden, reden, scrollen am Handy, trinken etwas, essen Eier… es ist wie ein riesiges Wohnzimmer – nur heißer.
3. Was essen und trinken Koreaner im Jjimjilbang?
Zur Jjimjilbang-Kultur gehört auch das Snacken beim Aufwärmen. Typische Klassiker sind:
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Sikhye (식혜) – süßes Reisgetränk, kalt serviert, fast ein Jjimjilbang-Must-have
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gekochte / gebackene Eier – oft „Druck-Eier“ mit brauner Schale
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Instant-Ramyeon, einfache Reisgerichte, koreanische Snacks
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Getränke, Softdrinks, je nach Haus auch Bier oder Makgeolli
Der Kontrast ist herrlich typisch koreanisch:
Du schwitzt in einem 70–80 °C heißen Raum… und trinkst dann eiskaltes Sikhye und isst heiß dampfende Eier auf einem warmen Fußboden.
4. Etikette: Wie du nicht der komische Ausländer im Jjimjilbang wirst
Mit ein paar einfachen Regeln wird dein erster Besuch entspannt:
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Gründlich waschen, bevor du in irgendein Becken gehst.
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Keine Badesachen im Badebereich – dort ist man komplett nackt, nach Geschlechtern getrennt.
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Nicht planschen, springen oder laut reden im Badebereich.
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Im gemischten Jjimjilbereich trägst du die bereitgestellten Klamotten oder nutzt Handtücher, um dich zu bedecken.
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Handy weg aus Bereichen, in denen Leute nackt sind (Bäder & Umkleiden).
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Schlafbereiche respektieren – leise sein, wenn Leute schlafen oder ruhen.
Wenn du dich schämst oder unsicher bist, hilft es, sich klarzumachen:
Für Einheimische ist das normal. Niemand bewertet deinen Körper – die meisten konzentrieren sich nur auf Entspannung und Wärme.
5. Wie Koreaner zu Hause warm bleiben: Ondol & Wintergewohnheiten
Jjimjilbangs sind die eine Seite der Winter-Geschichte. Die andere ist, wie Koreaner ihre Wohnungen heizen.
5.1 Ondol: die Fußbodenheizung
Die traditionelle koreanische Heizung heißt Ondol (온돌) – ein System, das nicht die Luft, sondern den Fußboden erwärmt.
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Früher lief warme Luft von einem Ofen unter Steinplatten durch.
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Heute zirkuliert heißes Wasser durch Rohre unter dem Boden – das Prinzip bleibt gleich.
Warum Koreaner Ondol lieben:
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man kann direkt auf dem warmen Boden sitzen, liegen und schlafen
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die Wärme verteilt sich langsam und gleichmäßig
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kalte Füße sind praktisch kein Thema mehr
Viele Menschen bevorzugen gerade im Winter Bodenschlafen oder niedrige Möbel, weil es sich anfühlt wie ein eingebauter Mini-Jjimjilbang zu Hause.
5.2 Winteressen, die von innen wärmen
Essen ist ein weiterer großer Teil der Antwort auf die Frage „Wie halten sich Koreaner warm?“:
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heiße Suppen & Eintöpfe: Kimchi Jjigae, Doenjang Jjigae, Sundubu Jjigae (weicher Tofu-Eintopf)
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Gukbap-Gerichte – Suppe mit Reis direkt in der Schüssel (z. B. Schweine- oder Rindfleischsuppe)
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Street Food im Winter:
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Hotteok (süße, gefüllte Pfannkuchen)
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Tteokbokki (scharfe Reiskuchen)
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Odeng/Fischkuchen-Spieße in heißer Brühe
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geröstete Süßkartoffeln
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An einem richtig kalten Tag wärmt dich eine Schüssel scharfer Jjigae oder eine frisch geröstete Süßkartoffel in einer Papiertüte komplett durch.
5.3 Kleine Alltags-Tricks
Zusätzlich nutzen Koreaner viele kleine Hacks:
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Wärmepads / Handwärmer in Jackentaschen
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Thermo-Unterwäsche und Layering unter normaler Kleidung
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stundenlanges Sitzen in Cafés mit heißen Getränken (Café-Kultur ist im Winter riesig)
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Treffen mit Freunden eher in Indoor-Spaces: Jjimjilbangs, Einkaufszentren, Brettspiel-Cafés, PC Rooms
So wird der Winter – der vor allem in Seoul kalt und windig sein kann – deutlich erträglicher.
6. Solltest du im Winter als Tourist:in in einen Jjimjilbang gehen?
Kurze Antwort: Ja, unbedingt.
Ein Jjimjilbang ist:
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eine der authentischsten, alltäglichen koreanischen Erfahrungen, die du machen kannst
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günstig im Vergleich zu vielen westlichen Spas
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oft bis spät oder 24/7 geöffnet
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perfekt bei Jetlag, müden Beinen oder schlechtem Wetter
Außerdem:
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verstehst du die koreanische Winterkultur viel besser
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siehst du, wie Familien, Paare und Freundesgruppen gemeinsam entspannen
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fühlst du dich danach unglaublich warm, sauber und entspannt
Wenn du wegen der Nacktheit nervös bist, kannst du:
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mit einem koreanischen Freund oder jemandem gehen, der den Ablauf schon kennt
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dich kurz im Badebereich „durchwaschen“ und dann mehr Zeit im Jjimjilbereich (Heißräume) verbringen
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dir bewusst machen: Die meisten sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht hinsehen.
Fazit: Der Winter in Korea ist rund um Wärme gebaut
Winter in Korea bedeutet nicht nur Schnee und K-Drama-Romantik. Er ist auch:
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ein Fußboden, der deinen Körper von unten nach oben wärmt
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Jjimjilbangs, in denen du stundenlang schwitzen, snacken und schlafen kannst
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heiße Suppen, scharfe Eintöpfe und Street Food, die die Kälte vertreiben
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kleine Rituale – Wärmepads, Cafés, Layering – die die Saison gemütlich statt „überlebensmodus“ machen
Wenn du eine Winterreise nach Korea planst, setz „Jjimjilbang besuchen“ auf deine Must-Do-Liste. Es ist nicht nur ein Spa-Tag, sondern ein Blick darauf, wie Koreaner aus „Kälte überstehen“ eine Kunst aus Wärme, Comfort und Gemeinschaft gemacht haben.
